15Dez/11Off

Rosenstolz – Wir sind am Leben

Rosenstolz gibt es seit 20 Jahren. Nach dem Burn-out von Peter Plate und dreijähriger Schaffenspause, Londoner Diaspora inbegriffen, legen sie ihr 12. Studioalbum vor.
„Wir sind am Leben“ heißt das Werk von AnNa R. und Peter Plate, das der Titelzeile und seiner elf Songs sei Dank entsprechenden Mut machen soll, auch und gerade in trüben Zeiten. Die Rosenstolz-Fans sprechen auf die Statements Marke „Stehaufmännchen“ perfekt an, sodass Sezieren und Palavern über
„Wir sind am Leben“ eigentlich genauso unnütz ist wie die Feststellung, dass das Album wie immer eine Mischung aus Pop, Schlager und Chanson und von daher weder gut noch böse ist. Rosenstolz eben, wie ihre Fans sie lieben.

Peter Plate ist nach wie vor kein Sänger, man höre sich „Mein Leben im Aschenbecher“ an. Gleich zurück auf Anfang, weil die drei Titel dort so herrlich dynamisch sind und dann schnell noch drauf auf die neue Anti-Burn-out-Hymne „E.n.e.r.g.i.e“, um den gruseligen Aschenbecher zu vergessen.
Balladen gibt’s freilich auch, „Marilyn“ ist nicht so belanglos wie „Sprachlos“. Und das „rrr“rollt hart von links nach rechts.
Dennoch, die Streicher, Flöten und Pianoläufe sind so kuschelig weich wie AnNa R.‘s Stimme. Und wenn sie sich aufschwingt zur Erkenntnis „Du bist am Leben, weil Dein Herz die Liebe kennt“, greift die Klientel selig zum Sektglas und skandiert feuchten Auges mit. Und weil diese vollkommen reibungslose Melange aus Enthusiasmus und Melancholie, aus Energie und Verve so typisch ist für Rosenstolz wie das kontinuierlich ins Crescendo laufende Piano.
Apropos Crescendo. Anwachsend und anschwellend sind die künstlerischen Potenzen der beiden stolzen Rosen auch diesmal nicht. Eher jenseits von Gut und Böse und damit immerhin mit dem neuen Album besser als auf der lahmen Vorgängerscheibe „Die Suche geht weiter“, von der lediglich „Wie weit ist vorbei“ und „Kein Lied von Liebe“ in wohlwollender Erinnerung blieben.
Und „An einem Morgen im April“ ist richtig schöner Folk Pop.

„Die Suche geht weiter“ sollten sich Rosenstolz als Motto hinter den Spiegel schreiben, denn der Neuanfang auf
„Wir sind am Leben“ ist insgesamt eine erfreuliche Wiederbelebung, mehr nicht. Schandmäuler sprechen von der Zweitverwertung bekannter Songformate, aber Rosenstolzfans sind keine Schandmäuler, sie schwelgen darin.
Lassen wir also nichts kommen auf Rosenstolz und „Wir sind am Leben“.
Freuen wir uns, dass Rosenstolz Radiodarling sind und Hitlistenrenner.
Und käuflich sind sie auch.